Endlich war die Zeit gekommen und mit ihr unsere Freunde. Vier KTM’s, ein oranges Team mit kompletter Ausrüstung, verliessen Red Lodge, MT. Nordwärts, nordwärts nach Alaska war die gemeinsame Mantra.
Doch wie immer, oder wie Thomas gerne feststellt – wenn ich der Routenplaner bin, ist es alles andere als eine direkte Route 🙂
Der Beartooth Front Scenic Drive (MT 78) führte uns aus dem Ort. Unsere Freunde hatten ziemlich Arbeit in Planung gesteckt, damit die Fahrt ein „epischer Roadtrip“ wird.
Den US-Highways 191, 12 (Lewis and Clark Highway) und 89 folgend, brachte uns nach Great Falls, wo wir auf dem schönsten und teuersten Campingplatz der bisherigen Reise übernachteten.

Stunden im heissen Wasser eines Hot Tubs zu verbringen war wirklich eine schwere Aufgabe 🙂
Da die Going-to-the-Sun-Strasse immer noch gesperrt war, würde es eine kurze Fahrt die US 89 hoch nach Saint Mary geben. Das Wetter war gut. Es herrschte wenig Verkehr und
die Landschaft präsentierte sich so schön, dass wir beschlossen in den
Glacier-Nationalpark zu fahren, obwohl die Strasse nach 12 Meilen (19 km) gesperrt war. Es hat sich gelohnt!
Die Einreise nach Kanada gestaltete sich einfach wie immer. Da das Wetter etwas ungemütlich wurde, nahmen wir Highway 2 Richtung Calgary, nicht realisierend wie nahe wir dem Stadtzentrum kommen würden. Bis wir Canmore, AB, erreichten – wo wir unsere neuen Reifen erhalten würden – regnete es. Es erwies sich als äusserst schwierig eine Unterkunft zu finden. Alles war ausgebucht. So endeten wir in einer 2-Zimmer-Suite mit Küche und Wohnzimmer. Der Aufenthalt sprengte unser Budget vollkommen, aber die Suite war wirlich TOLL!
Thomas und unser Freund montierten die Reifen in der Tiefgarage des Hotels.
Beide schwitzten wie in einer Sauna, da es vermutlich der wärmste Ort im ganzen Hotel war.
Die Wolken hatten sich noch nicht verzogen, als wir nach Banff, Lake Louise und schlussendlich den berühmten Icefields Parkway aufbrachen. Leider änderte sich das Wetter während der ganzen Fahrt nicht.
Über AB16 nach Osten und dann die 40 (Bighorn Highway / Kananaskis Trail) über
Grande Cache weiter nach Nordwesten hielten wir in Grande Prairie für einen ziemlich improvisierten Ölwechsel.

AB43/BC2 führte uns zum nächsten Meilenstein. Dawson Creek, BC, und der Beginn des AlCan oder auch Alaska Highway. 2’224 km (1’390 Meilen) Wildnis erwarteten uns. Das meiste davon durch entlegene Teile von British Columbia und dem Yukon-Territorium, bis hoch nach Delta Junction in Alaska.
Benzin würde knapp sein und die Distanzen zwischen den Tankstellen gross. Auch mit unseren grossen Tanks mussten wir sorgfältig planen. Unterkunftspreise stiegen überproportional an, so dass wir hauptsächlich auf campen setzten.

Etwa 200 km ausserhalb von Dawson Creek fühlte Thomas ein Klopfen in seinen Fussrasten, aber nur bei einer bestimmten Geschwindigkeit (bei bestimmten Drehzahlen). Das Klopfen wurde nicht besser. Beunruhigt beschlossen wir, als Gruppe, nach Fort Nelson durchzufahren (375 mi/600 km). Nun, Fort Nelson ist bei weitem keine grosse Stadt, kann aber mit einem Campingplatz und ein paar Mechanikern aufwarten -sollten diese von Nöten sein. Am Ende war das Problem durch den Tausch unserer Hinterräder behoben. Für uns Menschen hiess die Lösung Hamburger und Bier im Restaurant.

Liard River Hot Springs ist DIE Attraktion in der südlichen Hälfte des Alaska Highways, die man auf keinen Fall auslassen sollte. Zwei natürliche Becken, gefüllt mit heissem Wasser. Wir hatten bereits beschlossen einen Tag Pause mit Relaxen in den heissen Quellen zu verbringen. Unser Plan hatte aber eine Schwachstelle, wie wir bald herausfanden. Der staatliche Campingplatz bei den heissen Quellen war voll und der „Überlauf“-Stellplatz nicht attraktiv. So endeten wir auf einem kommerziellen Campingplatz etwa 10 Minuten zu Fuss von den heissen Becken. Am nächsten Morgen schafften wir es gerade in die Lobby bevor der Himmel seine Schleusen öffnete. Kalt und garstig draussen, mit nur einer einzigen funktionierenden Dusche für den ganzen Campingplatz, war sogar der kurze Weg zu den heissen Quellen zu weit. Wir vertrieben uns die Zeit mit Frühstück, Mittag- und Abendessen. So haben wir es tatsächlich geschafft, DIE Attraktion auszulassen 😦
Im Regen zu packen war kein Spass. Wir hielten in Watson Lake bei Kathy’s Kitchen fürs Mittagessen und erforschten dann noch den „Schilderwald“.
Da alles nass war, hielt sich die Motivation zu campen in Grenzen. Aber wir hatten Glück und konnten eine „Hütte“ in Teslin reservieren.

Bis wir dort ankamen, schien die Sonne. Die „Hütte“ entpuppte sich als fantastisches Blockhaus.
Den Alaska-Highway in Kanada zu fahren, hat ein gewisses ETWAS. Egal wie miserabel das Wetter auch ist, die Natur ist einfach einmalig. Wunderschöne Landschaft, mit gigantischen Flüssen. Eine Herde Büffel, die am Abend über den Campingplatz spaziert. Ein Schwarzbär, der dich besuchen kommt. Braunbären (Grizzlies), die an Löwenzahn schmausen während du vorbei fährst. Ein Elch, der in einem Teich steht und davon „galoppiert“ weil du den Motor ausmachst um ihn zu fotografieren. Dall-Schafe, die etwas vom Strassenbelag lecken – natürlich genau auf deiner Fahrspur. Auge in Auge mit einem dahingleitenden Adler zu fahren… YUKON – Larger Than Life (grösser als das Leben)
Wir hatten beschlossen den Alaska-Highway zu verlassen und den Klondike-Highway zu fahren. Doch Whitehorse, YT, war nicht weit entfernt und hätte ein interessanter Stop werden können. Ich habe angenehme Erinnerungen an die Stadt, aus der Zeit vor mehr als 20 Jahren als ich von Vancouver nach Dawson City fuhr. Aber diesmal sah ich leider nichts von der Stadt. Thomas hatte beschlossen die Ventile an den KTM’s einzustellen. So verbrachten wir unsere Zeit auf dem Campingplatz.
Am nächsten Morgen ging es zurück zur Abzweigung und auf den Klondike-Highway. Diese Strasse würde uns zum ersten Mal nach Alaska führen!